Am Sonntag, den 30. März 2025, lädt das Bachmann-Museum Bremervörde wieder zu
einem seiner Sonntagsvorträge ein. Der Bremer Historiker Dr. Horst Rößler, der seit
vielen Jahren zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen unserer Region
im 18. und 19. Jahrhundert forscht, spricht unter dem Titel „In der Fremde – ‚Auf Ziegelei‘ im Elbe Weser-Raum (1815-1914)“ über ein wichtiges Kapitel der Wirtschaftsgeschichte.
Bereits seit dem Mittelalter wurden in Norddeutschland aus Ton gebrannte Ziegel hergestellt.
Die dafür notwendigen Tonvorkommen waren an vielen Stellen gut erreichbar. Mauerbacksteine und Dachziegel zu verwenden, war allerdings kostenintensiv, daher wurden zunächst
besonders Kirchen, Klöster und repräsentative Gebäude aus Backsteinen erbaut. „Im 19.
Jahrhundert erlebte die Ziegelherstellung im Zuge von Urbanisierung und Industrialisierung
im Elbe-Weser-Dreieck einen starken Aufschwung“, erläutert Dr. Rößler. Nicht nur in den
großen Städten Hamburg und Bremen, sondern auch in den Orten im zentralen Elbe-WeserDreieck wuchs die Zahl der Einwohner rasant an und damit verbunden auch der Bedarf an
leicht verfügbaren Baumaterialien. Um die Feuergefahr zu reduzieren, wurden Gebäude sowohl in den Orten als auch auf dem Land mehr und mehr aus massivem Mauerwerk mit Ziegeldächern errichtet.
„Für viele Bauern wurde die Ziegelei zu einem attraktiven wirtschaftlichen Standbein, das
neben der eigentlichen Bewirtschaftung der Höfe zusätzliche Gewinne versprach. Auch im
Raum Bremervörde-Zeven-Rotenburg war in dieser Zeit das ‚Ziegelbrennen‘ von großer Bedeutung“, berichtet der Historiker aus seiner Forschung.
Heute erinnern vielerorts nur noch Straßennamen, aus den Ziegeltongruben entstandene
Seen oder die Ziegelei Bevern als Denkmal der Industriekultur an diesen wichtigen Aspekt
der Wirtschaftsgeschichte. Wann die Betriebe entstanden, an welchen Orten sie sich ansiedelten und wie die Ziegel produziert wurden, erläutert Dr. Rößler in seinem Vortrag. Dabei
gilt sein Augenmerk besonders den Arbeitern, die „auf Ziegelei“ die Baumaterialien herstellten. Sie kamen fast immer als Saisonarbeiter aus dem Fürstentum Lippe und verbrachten die
Zeit vom Frühjahr bis in den Herbst als willkommene Spezialisten in der Fremde im ElbeWeser-Dreieck. Unter sehr harten Arbeits- und Lebensbedingungen verdienten sie in den
Ziegeleien den Lohn für die Ernährung ihrer Familien. Mit dem Übergang von den traditionellen Handstrichziegeleien zu modernen Dampfziegeleien, für die ein großer Kapitaleinsatz nötig war, fand die Zeit der bäuerlichen Ziegeleien und der lippischen Ziegler im Elbe-WeserDreieck ihr Ende.
Der reich bebilderte Vortrag findet am 30. März um 14 Uhr im Veranstaltungsraum des
Bachmann-Museums, Amtsallee 8 in Bremervörde, statt. Eintritt: 5 Euro. Anmeldung wird
empfohlen (E-Mail: museum@lk-row.de, Telefon 04761/983 46 03). Spontane Teilnahme ist
ebenfalls möglich. Die Ausstellung ist derzeit geschlossen. Am Veranstaltungstag sind
Haupteingang, Veranstaltungsraum, Museumsshop und Toiletten geöffnet.