Gute Nachricht aus der Amtsallee: Die Stiftung Bachmann-Museum Bremervörde lässt die Geschichte des Bremervörder Schlosses erforschen.
Kulturwissenschaftler Christian Kammann (Foto) hat viel zu tun, denn wo heute die Kreisverwaltung arbeitet, stand früher die Burg Vörde. Ihre Anfänge reichen bis ins frühe 11. Jahrhundert zurück. Seit dem frühen 13. Jahrhundert war sie im Besitz der Bremer Erzbischöfe und entwickelte sich bis ins 17. Jahrhundert zur größten befestigten Schlossanlage im ElbeWeser-Dreieck.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) standen Bremervörde und das Schloss unter schwedischer Herrschaft. 1682 verfügte die schwedische Regierung die Schleifung des Schlosses. Es wurde planmäßig abgetragen.
Christian Kammann ist der Erste überhaupt, der die Bau- und Sozialgeschichte der Festung umfassend wissenschaftlich untersucht. Dazu ist er in deutschen, dänischen und schwedischen Archiven und Bibliotheken unterwegs. Die frühe Neuzeit im Elbe-WeserDreieck ist sein Spezialgebiet. Auch mit den Funden, die Heimat- und Kulturpfleger August Bachmann unter anderem 1963/64 rund um den Bau des Bremervörder Kreishauses zusammengetragen hat, befasst er sich. Das Forschungsprojekt der Stiftung BachmannMuseum wird dank einer großzügigen Spende der Heinz-Wieker-Stiftung möglich gemacht.
Etwa die Hälfte der Funde, die mit der Schlossgeschichte in Zusammenhang stehen und über die das Bachmann-Museum verfügt, hat Kammann schon gesichtet. Nun wenden sich der Kulturwissenschaftler und die Stiftung Bachmann-Museum an die Öffentlichkeit: Wer in jüngerer oder älterer Vergangenheit womöglich „Schlossgeschichtliches“ gefunden und aufbewahrt hat oder sich an Besonderheiten rund um die große Grube erinnert, die beim Bau des Kreishauses am Burgberg ausgehoben wurde, wird gebeten, sich mit dem Museum in Verbindung zu setzen.
Gesucht wird nicht nach Gold, Edelsteinen oder Kronleuchtern, sondern es können ganz alltägliche Dinge sein: Scherben von Ton- oder Glasgefäßen, Baumaterialien wie Fensterglas, Dachziegel, Backsteine, Dachziegel, Bodenfliesen, Sandstein oder Ofenkacheln. Auch Gegenstände aus Eisen wie Nägel, Gefäße oder Geschützkugeln kämen in Frage, erläutern Ellen Horstrup, Museumsleiterin und Geschäftsführerin der Stiftung Bachmann-Museum, und ihre Kollegin, Archäologin Meike Mittmann. Fundstücke aller Nutzungszeiten – vom Mittelalter bis in die Gegenwart – seien von Interesse.
Dass es Funde vom Burgberg in privater Hand gibt, halten die beiden Museumsmitarbeiterinnen und Kammann für sehr wahrscheinlich. Beim Bau des neuen Kreisverwaltungssitzes zum Beispiel wurde viel Erde bewegt. Auch Kinder, Jugendliche oder Spaziergänger könnten damals Objekte aufgelesen oder wichtige Beobachtungen gemacht haben. Vielleicht existieren auch Funde aus der Zeit vor 1963, als es noch keine tiefgegründete Bebauung am Burgberg gab, sondern lediglich Baracken, etwa für den Reichsarbeitsdienst. In den Weltkriegen fanden beim Aushub von Schützengräben Bodeneingriffe statt.
Wer zum Projekt etwas beisteuern kann, wird gebeten, sich mit dem Museum in Verbindung zu setzen (Telefon 04761/983 46 03, E-Mail: museum@lk-row.de). Die Finder bleiben Eigentümer der Objekte, die untersucht werden. Relevante Stücke werden dokumentiert und können bei der Erforschung der Bau- und Sozialgeschichte des Schlosses eine Hilfe sein.