Bachmann-Museum sucht Hinweise auf historische Kanonenkugeln aus Bremervörde

Wissenschaftler Andreas Schley M.A. erforscht Kanonenkugeln als Teil der Stadtgeschichte.

Mehr als 100 Kanonenkugeln aus Bremervörde befinden sich heute in der archäologischen Sammlung des Bachmann-Museums. In dem Projekt „Erforschung und Erhalt Bremervörder Kanonenkugeln“ beschäftigt sich der Historiker und Volontär des Bachmann-Museums Andreas Schley M.A. mit diesen spannenden Objekten aus der Geschichte der Stadt. Er hofft dabei auch auf Hinweise über weitere Kanonenkugeln aus dem Stadtgebiet.

Andreas Schley mit Kanonenkugeln und einem Kupferstich der Belagerung des Schlosses Bremervörde im Jahre 1657, auf dem der Einsatz von Kanonen zu sehen ist.

Ziel des Projektes zur Erforschung und zum Erhalt der Kanonenkugeln ist es, möglichst viele Informationen über diesen besonderen Objektbestand herauszubekommen. Außerdem sollen einige der Kugeln, die seit vielen Jahrzehnten im Depot des Museums verwahrt werden, restauriert werden, damit sie später in der neuen Dauerausstellung des Museums gezeigt werden können. Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, haben sich mit der EWE Stiftung, der Stadt Bremervörde, dem Ortsrat Bremervörde, der Archäologischen Gesellschaft im Landkreis Rotenburg (Wümme), der Kreisarchäologie Rotenburg (Wümme) und einer privaten Spenderin so viele Unterstützer gefunden wie bei keinem Projekt des Museums zuvor.

Schon der Weg der Kanonenkugeln in die Museumssammlung ist bemerkenswert. Viele Kugeln wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts bei der Gartenarbeit oder bei Bauarbeiten im heutigen Stadtgebiet gefunden und von den Einwohnern bei August Bachmann abgegeben, der die zum Teil sehr schweren Objekte sorgfältig aufbewahrte und zu jeder Kugel den Fundort notierte.

„Wir gehen zur Zeit davon aus, dass die meisten Kugeln aus dem 17. Jahrhundert stammen, als der Ort und das mit starken Befestigungen versehene Schloss immer wieder Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen waren. Bei den Belagerungen des Schlosses spielten Kanonen eine entscheidende Rolle. Um ein freies Schussfeld auf herannahende Feinde zu haben, ordnete der Festungskommandant im Jahr 1646 sogar die Zerstörung des Ortes an, dessen Häuser zu dieser Zeit noch in der Nähe der Festungsgräben lagen.“, fasst Andreas Schley seine ersten Eindrücke zusammen.

Der erste wichtige Arbeitsschritt zur Erforschung der Kanonenkugeln ist die Kartierung der Fundorte.  „Bemerkenswert ist, dass sich diese Fundorte der Kugeln fast über das gesamte Stadtgebiet und das Umland verteilen. Neben dem ehemaligen Festungsbereich stammen besonders viele Kugeln vor allem aus dem Fresenburgsmoor sowie dem Bereich entlang der Neuen und der Alten Straße.“, berichtet Andreas Schley.

Die Fundumstände lassen vermuten, dass es noch weitere Kanonenkugeln aus Bremervörde gibt. Daher baut Andreas Schley auf die Mithilfe von allen, die eine Kanonenkugel aus Eisen, Blei oder Stein aus Bremervörde haben oder Hinweise dazu geben können. Er bittet darum, sich mit ihm telefonisch (04761/983 4611) oder per mail (andreas.schley@lk-row.de) in Verbindung zu setzen. Die gesuchten Kanonenkugeln haben einen Durchmesser von mindestens 3 cm, können aber auch durchaus etwa so groß wie ein Basketball sein. Durch die lange Lagerung im Boden könnte das Eisen spröde geworden sein und die Kanonenkugel nicht mehr exakt rund sein. Auch Beulen oder Dellen in der Kugel sind möglich. Für das Projekt interessant sind auch Bruchstücke von Eisen- oder Steinkugeln. „Jeder Hinweis auf eine weitere Kugel ist für mich wichtig“ betont Andreas Schley, der inzwischen mit Archäologen und Historikern aus mehreren europäischen Ländern im Austausch über die Bremervörder Kanonenkugeln steht.

Andreas Schley ist telefonisch im Bachmann-Museum unter der Nummer 04761-983 4611 oder per Email an andreas.schley@lk-row.de zu erreichen. Da das Museum aufgrund des Corona-Virus für Besucher geschlossen ist, bittet das Museumsteam, auf persönliche Besuche zu verzichten.  

Kupferstich der Belagerung des Schlosses Bremervörde von 1657